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In Leichter Sprache in die Bronzezeit

Die Arche Nebra hat im vergangenen Jahr einen Ausstellungsführer in Leichter Sprache herausgebracht, der im Rahmen eines mehrmonatigen partizipativen Projekts entstanden ist. Entwickelt und verfasst wurde das Heft gemeinsam mit 14 Frauen und Männern mit Behinderung, die in den Werkstätten der Caritas in Osterfeld tätig sind. Sie haben die Struktur der Broschüre, die Gewichtung der Inhalte und die Auswahl der Abbildungen entscheidend mitgeprägt. Abschließend wurde die Broschüre in der Gesamtheit noch einmal von Menschen mit Behinderung im Caritas Behindertenwerk geprüft.

Wir wollten mehr wissen über dieses Projekt und haben bei der Projektleiterin Annett Börner, Kuratorin für Bildung, Vermittlung und Veranstaltungen bei der Arche Nebra, mal nachgefragt.

Annett Börner (1. Reihe mitte) mit der Prüfgruppe vor der Arche Nebra (Foto: Arche Nebra)

Frau Börner, was gab den Anstoß zum Projekt?

Rückblickend war es eine parallele Entwicklung: Es gab interne Überlegungen, auf welchen Ebenen der Arbeit im Besucherzentrum die Barrierefreiheit verstärkt Beachtung finden soll und einfließen kann. Der Austausch mit den Kolleginnen des Inklusionsbüros des Burgenlandkreises führte uns zudem mit dem Alphabetisierungs-Projekt „Blickpunkt Alpha“ und den Werkstätten der Caritas in Osterfeld zusammen.

Worin lag die größte Herausforderung während des Projektes?

Ich denke, es gibt im beruflichen Leben und in sozialen Gruppen jeweils einen Konsens über Kommunikation. Sprache hat oft auch die Funktion der Abgrenzung in alle Richtungen übernommen. Leichte Sprache ist daher mehr als „kurze Sätze“ und „einfache Wortwahl“. Sie ist ein Statement: Alle Menschen haben das Recht auf verständliche Information und Beteiligung.
Die Herausforderung bestand darin, komplexe Inhalte „voraussetzungslos“ zu formulieren, auch Abbildungen und Gestaltung barrierefrei zu realisieren.  

Teilnehmende des Projektes beim gemeinsamen Brainstorming (Foto: Caritas Behindertenwerk GmbH Burgenlandkreis)

Was hat Sie im Projekt am meisten überrascht?

Ich möchte lieber sagen: WER hat mich überrascht. Das waren die Männer und Frauen aus den Werkstätten in Osterfeld. Denn sie brachten zum Teil schon großes Wissen mit; in jedem Fall hatten sie echtes Interesse an den Themen, haben sich richtig „durchgekämpft“.
Auch die Unmittelbarkeit der Begegnungen war für alle Beteiligten ein Gewinn. 

 Welche Tipps würden Sie Kolleg*innen geben, die ein ähnliches Projekt umsetzen wollen?

Ich halte es für sinnvoll, Menschen mit Beeinträchtigungen von Beginn an einzubeziehen, um deren Perspektiven kennen zu lernen.
Die Grundlagen der Leichten Sprache sollten den Projektleitern geläufig und zum Beispiel im Rahmen von ein bis zwei Workshops auch praktiziert worden sein.
Ausreichend Zeit ist einzuplanen für die Kontrolle durch die Prüfgruppe, die sich daraus ergebenden Korrekturen sowie Satz, Grafik und Redaktion einer solchen Publikation.

Teilnehmende beim Erkunden der Arche Nebra (Foto: Caritas Behindertenwerk GmbH Burgenlandkreis)


Broschüre der Arche Nebra in Leichter Sprache